Bild & Chronik

Im Jahr 1897 errichtete der Königliche Regierungsbaumeister Ulrich Pohlhammer für die 250 Katholiken eine Kirche im damals üblichen neugotischen Stil, die Heilig-Geist-Kirche. Sie hatte 246 Plätze, war 30 m lang und 12 m breit. Der Turm war 35 m hoch. Der Chorraum bestand ursprünglich aus einem Hochaltar, zwei Seitenaltären und einer Kanzel sowie Heiligenfiguren und Bildern des Münchner Malers Karl Caspar. Davon übrig sind die Figuren des Hl. Petrus, Hl. Paulus und Hl. Antonius.  1899 findet die Einweihung durch Bischof Paul Wilhelm von Keppler statt.
Die Heilig-Geist-Gemeinde zählt heute rund 4770 Gemeindemitglieder.
Sie ist seit fast 50 Jahren fester und bewährter Versammlungsort der kroatischen Gemeinde Blazeni Alojzije Stepinac, eine sog. Belegenheitsgemeinde.
Auch die polnische katholische Gemeinde ist regelmäßig zu Gast in der Heilig-Geist-Kirche und feiert hier ihre Gottesdienste.

Der Kirchenraum – Ort der Begegnung

Nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Zahl der Katholiken in Balingen sprunghaft gewachsen, so dass eine Erweiterung der Kirche unumgänglich wurde. Das neogotische Langhaus wurde nach Norden hin geöffnet. Dieser 1964 eingeweihte Erweiterungsbau wurde von Martin Schilling aus Rottenburg geplant und gestaltet. Die alte Kirche aus dem 19. Jahrhundert bildet jetzt zusammen mit dem Erweiterungsbau eine räumliche Einheit. Erhalten geblieben sind der Ostchor und der Chorflankenturm.
Von Juli 1998 bis April 1999 wurde der Innenraum der Heilig-Geist-Kirche nach den Vorgaben und Richtlinien des Zweiten Vatikanischen Konzils renoviert, „Bau und Ausgestaltung sollen, wie die Liturgie selbst, den Glanz edler Einfachheit in sich tragen“, d.h. der Raum sollte durch seine Schlichtheit und Verzicht auf üppige Ausstattung überzeugen.

Bei all den Fragen während der Renovierung hat sich als Grundsatz herausgeschält: Im Gottesdienst feiern wir die Begegnung mit Gott und wir feiern die Begegnung miteinander. Diesen Anforderungen wollte die Gemeinde baulich gerecht werden. Der Altar ist die Mitte der Gemeinde und wurde so weit wie möglich in die halbrunden Bankreihen gestellt, der Ambo, als Tisch des Wortes, ist ebenfalls gut einsehbar und der Priester steht nicht mehr überhöht auf der Altarinsel, sondern weitestgehend auf gleicher Stufe wie die Gemeinde. Bänke und Stühle gliedern sich mit hellen Holztönen in die Gesamtkonzeption ein und lassen den vertikalen Strahl von Rotorange aus der Rückwand des Altarkreuzes horizontal über den gesamten Kirchenraum fließen, als Symbol, dass wir alle der Ausströmung des Heiligen Geistes teilhaftig sind.
Bei der letzten Renovierung im Jahr 2022 wurde auch Wert auf die Helligkeit des Raumes gelegt, und so strahlt nun der gesamte Kirchenraum in einem lichtdurchfluteten Weiß.

Der Altarraum – Ausstrahlung des Geistes

Die Stuttgarter Künstlerin Gerlinde Beck hat mit der Gestaltung der Altarrückwand mit dem raumhohen aufgebrochenen Kreuz und dem intensiven roten Farbton sowie den raumgreifenden schwarzen Strahlen versucht, das Mysterium des Heiligen Geistes dem Besucher nahe zu bringen. Sie sagt dazu: “Die das Kreuz umschließende Rückwand öffnet sich Richtung Altar in den dreidimensionalen Raum, versinnbildlicht das Mysterium des Heiligen Geistes, untrennbar mit der Dreieinigkeit verbunden und präsent für die Versammlung um den Tisch.“ Die archaisch schlichte Form des Altars wird durch den weißen Marmor unterstrichen. Insgesamt ist die Farbgebung auf Weiß und Graphitschwarz reduziert, um dem Rotorange aus der Rückwand des Kreuzes Priorität einzuräumen und dem gesamten Kirchenraum eine „weihevolle, feierliche Stille zu verleihen.

Die Dominanz der Farbe Rot 

Im Kirchenraum ist die Farbe Rot dominant. Sie zeigt sich an den Eingangstüren, in der Umrahmung der Madonna, am Ambo - dem Pult, an dem die biblischen Lesungen vorgetragen werden - und am Tabernakel, dem Aufbewahrungsort, in dem für den gläubigen Katholiken der Leib Christi in Gestalt von Hostien präsent ist. Sogar die Polster der Sitzbänke sind in diesem Farbton gehalten. Das Rot soll auf die Feuer- und Liebesdynamik des Heiligen Geistes verweisen. Deswegen taucht die Farbe auch im Tabernakel, als Umfassung der Marienstatue sowie im Ambo auf. Alle diese Orte werden durch ihre Beziehung zum Heiligen Geist mit Leben aus Gott erfüllt. Selbst die Außentüren greifen die Farbe Rot auf: Von außen soll schon auf das Innere verwiesen werden.  

Komm herab, o Heiliger Geist, der die finstre Nacht zerreißt, 
strahle Licht in diese Welt.
Komm, der alle Armen liebt, komm, der gute Gaben gibt, 
komm, der jedes Herz erhellt.
Höchster Tröster in der Zeit, Gast, der Herz und Sinn erfreut, 
köstlich Labsal in der Not, 
Komm, o du glückselig Licht, fülle Herz und Angesicht 
dring bis auf der Seele Grund.
Ohne dein lebendig Wehn kann im Menschen nichts bestehn, 
kann nichts heil sein noch gesund. 
Was befleckt ist, wasche rein, Dürrem gieße Leben ein, 
heile du, wo Krankheit quält.
Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt, 
lenke, was den Weg verfehlt.
Gib dem Volk, das dir vertraut, das auf deine Hilfe baut, 
deine Gaben zum Geleit.
Lass es in der Zeit bestehn, deines Heils Vollendung sehn 
und der Freuden Ewigkeit. 
Amen.

Es sei die Urkunde zur Grundsteinlegung zitiert: „Gott der Allmächtige segne dieses Werk und führe es zur glücklichen Vollendung! Möge der Heilige Geist, welchem die Kirche geweiht wird, über alle, die hier beten, die Fülle seiner Gaben ausgießen, auf dass diese geweihte Stätte eine Quelle reichen Segens wird für viele Geschlechter…“